Der Familienname Dehlinger
Vor vielen Jahren hat es sich zugetragen, dass ein junger (vielleicht war er auch schon etwas älter) Mann aus dem kleinen Ort Dehlingen, heute ein Teilort von Ohmenheim, ein Stadtteil von Neresheim, wegzog und sich in einem Ort der näheren Umgebung niederließ. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Ort Dehlingen namensgebend für unseren Familiennamen steht und wir nicht die Namensforscher bemühen müssen, umfangreiche Analysen zur Entstehung unseres Familiennamens zu erstellen.
Der Auswanderer war „der Dehlinger“ oder auch „von Dehlingen“ .

Sowohl für den Orts- wie auch für den Familiennamen finden wir über die Zeit viele unterschiedlich Schreibweisen. Die einfachsten Abwandlungen sind dann Thälinger, Dählinger, Dälinger, Dalinger, Dehlinger usw.
In ein und demselben Kirchenbuch sind evtl. die Namensschreibweisen unterschiedlich beim Tauf-, Heirats- oder Sterbeeintrag sowie für die Eintragungen bei den Kinder und Kindeskindern.
Erste sichere Belege für vorstehende Theorie finden sich in der naheliegenden freien Reichsstadt Nördlingen. Dort wird um 1353 ein „Heinrich von Dehlingen“ urkundlich erwähnt.
„‚Heinrich Dehlinger‚ stiftete im Jahre 1372 in die St. Georgenkirche zu einer ewigen Messe 12 Pfd. Heller und ein Fastnachtshuhn aus einigen zu Löpsingen gelegenen Äckern und Wiesen.“
„1353-72 (U): Hainrich/Heinrich/Haintz (der) Dehlinger/Dechlinger.“
„Aus Dehlingen stammt „ohne Zweifel die ehrsame Bürgerfamilie der Dehlinger zu Nördlingen“. Heinrich und Hans Dehlinger siegeln um 1340 und 1358 mit einem Vogel im Wappenschild.“
Quelle: Holger Fedyna, ehrenamtl. Archivar und
Museumsleiter der Stadt Neresheim
Dehlingen bei Neresheim, Flurkarte um 1830
Dehlingen der Ort
„1144: loca Dalingen
1296 zwai gut ze Dehlingen
1334 daz gut ze Taehlingen
1409 (U): Jacob von Dählingen/Dechlingen
1503: einen halben Hof zu Dehlingen (Tählingen) sowie 10 Morgen Acker²
1543: Dechling
1564: Thällingen“
„Dehlingen enthält den Rufnamen Dahilo.“
Quelle: Lutz Reichardt, Ortsnamenbuch des Ostalbkreises,
Teil I A-L, Stuttgart 1999, S. 122-123
²Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg – Archivalieneinheit PL 12 I U 35
Grundbesitzer
„Dehlingen, liegt eine Stunde nördlich von Ohmenheim, ziemlich geschützt in einer Terraineinsenkung, welche den Anfang eines unbedeutenden Trockenthälchens bildet. Der freundliche, an der Neresheim–Bopfinger Landstraße gelegene, weitläufig angelegte Ort verräth mit seinen zwar nur einstockigen, theilweise noch mit Stroh gedeckten, jedoch ansehnlichen weißgetünchten Häusern die Wohlhabenheit der Einwohner, von denen der vermöglichste Bürger 300 Morgen, worunter 180 Morgen Wald, der sogen. Mittelmann 70 Morgen und die minder bemittelte Klasse 20 Morgen Grundeigenthum besitzt. Die Güterbesitze sind theilweise zu beträchtlich, weßhalb sie nicht gehörig gebaut, namentlich gedüngt werden können. Die übrigen natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in dem Mutterort (s. oben). Auf der Anhöhe am südlichen Ende des Dorfs steht innerhalb des ummauerten Begräbnißplatzes die kleine, dem h. Ulrich geweihte, 1613 erbaute Kirche mit einem Thürmchen (Dachreiter), das zwei kleine Glocken enthält; sie ist in einfachem Zopfstil erbaut, hat einen viereckigen Chor, im Inneren 3 Altäre und eine kleine Orgel; auf dem Hauptaltar steht der h. Ulrich. Am Ulrichsfeste (4. Juli) ist der Besuch so stark, daß der Gottesdienst unter der großen, vor der Kirche stehenden Linde gehalten wird.“
Quelle: Beschreibung des Oberamts Neresheim. Herausgegeben von dem Königlichen statistisch- topographischen Bureau, Karl Eduard Paulus, 1872.
Ulrichslegende
„Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, namentlich liefert der in der Mitte des Orts gelegene Ulrichsbrunnen, über dem eine kleine Kapelle mit der steinernen Statue des hl. Ulrich steht, sehr gutes klares Wasser. Die Volkssage erzählt, der hl. Ulrich habe diesen Brunnen, der früher unbrauchbares Wasser geliefert, gesegnet und einige Stücke Eichenholz in Kreuzform hineingeworfen, seit der Zeit sei das Wasser gut und gesund; auch will das Volk wissen, daß das Wasser des Brunnens trübe werde, sobald man die Holzstücke herausnehme. Am Ulrichstage kommen viele Leute aus der Umgegend herbei, um aus dem Brunnen Wasser zu trinken. Ein unbedeutendes, häufig versiegendes Bächlein, das bald wieder unter dem Boden verfällt, fließt durch den Ort.“
Quelle: Beschreibung des Oberamts Neresheim. Herausgegeben von dem Königlichen statistisch- topographischen Bureau, Karl Eduard Paulus, 1872.
Daraus entwickelte sich eine Wallfahrt (s.o.), Kapellenbau 1613
Die Legende des hl. Bischofs Ulrich
zu Augsburg und Dehlingen
„In Dehlingen soll er das zuvor unbrauchbare und schädliche Wasser des sogenannten Ulrichsbrunnen gesegnet, und durch Hineinwerfung zweer Stükchen Holz trinkbar gemacht haben.“

Quelle: Reichsstift Neresheim.
Eine kurze Geschichte dieser Benediktinerabtey in Schwaben,
und Beschreybung ihrer im Jahre 1792 eingeweihten neuen Kirche,
Neresheim 1792, Reprint Neresheim 1992
Folgende Darstellung hat sicherlich obige Quelle als Grundlage:
„In Dehlingen, einem Weiler bei Neresheim, soll St. Ulrich das zuvor unbrauchbare und schädliche Wasser des sog. Ulrichsbrunnens gesegnet und durch Hineinwerfen zweier Stückchen Holz trinkbar gemacht haben.“
Quelle: Anton Birlinger / M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben (Volksthümliches aus Schwaben 1). Freiburg im Breisgau:
Herder’sche Verlagshandlung, 1861
Das Dekanat Neresheim gehörte von den christlichen Ursprüngen bis zur Neuordnung in den 20ern des 19. Jh. zum Bistum Augsburg. Hierzu folgende Information als geschichtlicher Überblick:
1812: Errichtung eines Generalvikariates in Ellwangen mit der „Katholischen Landesuniversität“.
1821: Förmliche Errichtung der Diözese Rottenburg von Papst Pius VII.
1828: Johann Baptist von Keller als erster Bischof der Diözese inthronisiert. Archivalien sind zu finden u.a. im Stadtarchiv Nördlingen (Teile Dehlingens gehörten zum Spital), im Fürstlich Oettingen-Wallersteinisches Archiv Harburg (Abkürzung FÖWAH) und im Diözesanarchiv Rottenburg–Stuttgart (Dehlingen war Teil des Ohmenheimer Kirchsprengels).
Dehlingen im März 2014

Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es 2 Hauptrichtungen für die weitere Ausbreitung derer, die den Familiennamen Dehlinger trugen. Wie oben bereits erwähnt, sind die Dehlinger in der naheliegenden freien Reichsstadt Nördlingen ansässig und dort auch im Gerberhandwerk tätig. Ihre Spuren finden sich dort bis ins 20. Jahrhundert.
Andere siedelten im südlichen Umland der Reichsstadt und sind dort vorwiegend im Kleinbäuerlichen (Söldner) Umfeld zu finden, z. B.:
1617: Jerg Dällinger d. Ältere Hohenaltheim
1623: Jörg Dählinger, Schuster in Hohenaltheim
1630: Georg Dehlinger, Beck in Forheim
1631: Hans Dehlinger von Minderaltheim
1634: Apollonia Delinger fil Hans, Schmähingen
1641: Hans Dehlinger von Schmähingen
1641: Hans Dehlinger von Balgheim
1655: Hans Dehlinger von Müllau
1656: Anna Barbara fil Hans Dellinger von Müllenheim, Maria, so Altheim eingepfarrt, weil sie bei ihrer Mutter pernoctierte
1668: Paul Dehlinger, Wirt zu Schmähingen
Im Umland von Nördlingen bzw. Nördlinger Ries finden sich heute keine Dehlinger mehr.